Sonntag, 5. Oktober 2008

weitere infos vom tage...

18.8.2008
erstens hat luís heute mit der junta de freguesia telefoniert.
ergebnis: gleich null.
denn: die gemeinde darf - selbst wenn man einsah, dass die schmierereien nicht nett sind und übrigens auch meinte, dass das gegen deutsche (!) gehe und aus tourismusgründen entfernt werden solle - keine privaten wände einfach so übermalen. da müsste man erst den eigentümer fragen blablabla.
nix also mit die "graffiti-übermal-oder-entfernungs-force", welche pronto anmarschiert kommt.

zweitens ist luís dem dorfklatsch nachgegangen.
so groß ist azóia ja nun bekanntlich nicht, und "aus berufenem munde" glaubt man zu wissen, wer es war und warum:
nämlich ein mann, der ein bisschen besetzermäßig in nem haus wohnte, dass unbewohnt war und leerstand, durchaus aber einen (deutschen) eigentümer hat. dieser ist vor einigen jahren verstorben - und die ebenfalls deutschen erben waren sich wohl nicht einig, wer das haus bekommt.
die erbstreitigkeiten zogen sich etliche zeit hin und waren ende des jahres 2007 beigelegt. danach begannen umfangreiche renovierungsarbeiten - und dabei entdeckte man, dass da jemand widerrechtlich wohnt und die bewohnten räume mittels sprühdüsenfarbe verschönert hatte. (sic!)

der mann ist kein ortsansässiger aus azóia, auch kein obdachloser im üblichen sinne, sagt der dorfklatsch. denn: er hat geld und geht damit auch einkaufen - also beispielsweise auf dem markt. aufgefallen sei er außerdem durch das singen von revolutionsliedern

klarerweise war der hausbesetzer not amused über die entwicklung der erbstreitigkeiten und hat sich (sagt der dorfklatsch) entsprechend "gerächt".

drittens kann man das nun alles glauben oder nicht.
luís und ich werden an junta und auch câmara jedenfalls mails schreiben in den nächsten tagen. auf dass die eventuell existierende g-force doch noch zum einsatz komme...

viertens: portugiesische antifagruppen drücken ihre proteste wohl eher auf portugiesisch aus.
hab mir da auch ein paar links angesehen, den mir forianer zukommen ließen - und da seh ich dasselbe: "nazis fora" oder "mais facismo - aqui não" etc.pp.

also mal zur klarstellung

17.8.2008
also mal zur klarstellung:
1. mich haben diese schmierereien persönlich getroffen - obwohl "spätgeborene", oder vielleicht gerade deshalb.
ich bin deutsche, ich lebe hier in PT, ich zahle hier in PT steuern, ich bekomme hier in PT nichts vom staat geschenkt und "verjubele" hier auch noch nicht meine rente (was übrigens ebenfalls kein grund wäre, mich schräg anzuschauen!). ich trete - so denke ich - auch nicht herablassend gegenüber den portugiesen auf oder spiele irgendein "ich bin was besseres weil deutsch" aus.
warum also soll ich mich beschimpfen lassen? warum sollen sich andere deutsche - touristen, besucher, gäste in den restaurants, residenten - beleidigen lassen, die ans cabo runter wollen oder in eines der lokale in azóia?
2. die parolen fielen anscheinend - entnehme ich dem posting von kinneret - auch anderen deutschen unangenehm auf, die da lang fahren. das sind ja nun eine ganze menge. ich hatte mich sozusagen fast schon an die schmiererei gewöhnt - und bin erst durch das posting im forum wieder dafür sensibilisiert worden.
3. lediglich "go home - fuck off" kann man auch anderswo lesen - und kanns eventuell als pubertären dumme-junge-streich ansehen und "durchgehen" lassen. es bezieht sich dann nicht explizit auf deutsche, die eben vorher als "nazis" beschimpft wurden.
4. man kann auch gar nix tun und sich bei jedem dran-vorbeifahren drüber ärgern. hab ich etliche wochen lang gemacht. nun eben nicht mehr. das kann man jetzt spinnerei nennen, oder meine vorheriges "betroffensein" hypersensibel.
das ist mir aber egal. und ich empfinde es deshalb auch nicht als schildbürgerstreich, wenigstens das wort "nazis" zumindest unkenntlicher zu machen.

achja und noch
5. wir hatten nur eine dose farbe gekauft. hindert uns niemand, da nochmals nachzulegen und auch den rest zu übersprühen. kann ja auch gut sein, dass der schmierer nochmals nachlegt. dann müssen wir eh nochmals ran.

ich sollte eigentlich niemandem erklären müssen, dass "nazi" (ebenso wie "krauts" und "huns" , "piefkes", "moffen" oder "boches") ein schimpfwort für deutsche ist.
und es kann mir niemand erzählen, dass hier die reisende antifa-gruppe unterwegs war oder linke spontis, die in azóia einen bekennenden nazi ausfindig gemacht haben wollen und deshalb tätig wurden.

dazu kommt bitteschön:
luís wohnt seit 27 jahren hier und ist im dorf integriert.
er hat sowas in all der zeit nicht erlebt, es ist ihm auch nicht bekannt, dass es hier "echte" nazis gibt.
ich HABE ihn vorher gefragt, was man am besten tun kann - und ich dacht' eigentlich an sowas wie brief an junta oder câmara, auch mit hinweis wegen touristensaison. luís war allerdings nicht bekannt, dass es eine - wie war das? - "reverse-graffiti-truppe" in sintra gibt. und dass die "reinigungs- bzw. farbkit bei fuß" parat stehen und flugs herbeieilen, wenn man sie ruft. aber luís hat sicher keine ahnung.

es ist mir hier in PT passiert, aber auch anderswo in der welt, dass ich in einer ganz normalen diskussion angegriffen und als "nazi" oder mit "you learnt by/you are like hitler" beschimpft wurde. weil ich eben deutsche bin, das auch nicht verheimliche, und weil ich in der jeweiligen diskussion eine andere meinung vertreten habe als der "beschimpfer".
wenn den leuten die argumente ausgehen, fällt ihnen aus hilflosigkeit sowas ein. insofern ist meine "betroffenheit" vielleicht verständlicher.

je nach thema der dikussion gibt es gerne noch andere angriffe unter die gürtellinie, wenn die argumente ausgehen. kann mich noch gut an die zeiten erinnern, als ich gegen den §218 auf der straße war. da wurde man dann wahlweise als hure, sufragette oder kindsmörderin beschimpft.

anti-"nazigohome"-aktion in azoia

16.8.2008
seit einigen wochen sind ein paar wände im ort beschmiert: "nazis go home" war da zu lesen. insgesamt sieben mal.
unschön - vor allem, weil es direkt am ortseingang, d.h. eigentlich schon vorher, in der kurve von der N247 ab nach dem cabo losgeht:

nun gewöhnt man sich ja leider an fast alles.
als aber gestern kinneret hier davon schrieb, wie sehr ihr das eben aufgefallen sei....

was tun?
hab ichs also heut beiläufig luís erzählt.
dass mich das ja nu schon stört und eben nicht nur mich und überhaupt.

große beratschlagung.
beschwerde bei der junta da freguesia?
was da rauskommt, kann man sich denken.
erst mal nix, und dann nix, und dann vielleicht in 5 jahren, wenn der regen die farben verblassen hat lassen...

drüberstreichen? farbe vom hausanmalen wär ja noch da.
ungut, weil farbe tropft und man muss deckende farbe haben und das muss ja auch schnell gehen das ganze.

drüber sprayen?
hmmm - gute idee.
wir also beide nach mucifal/colares gedüst.
robbilac-farbgeschäft zu.
aber: gemischt-alles-hat-laden auf.
hatte auch schwarze sprühfarbe da.

ok: wir wissen alle (auf diese kommentare kann ich also vorbeugend dankend verzichten, aber tut euch keinen zwang an): graffiti tut man nicht.
für einen guten zweck aber vielleicht ausnahmsweise mal schon.

luís an der front, ich im fahrbereiten auto schmiere stehend - ääh sitzend.

hat luís also gesprüht und wenigstens das "nazis" unkenntlich gemacht.
naja, einigermaßen. wenn mans weiß, sieht mans noch.
aber der vorbeifahrende, das cabo besuchende tourist siehts nimmer so stark. und wenn doch, dann erkennt er (hoffe ich, hofft auch luís), dass da jemand was wegmachen wollte.

jetzt ists also nirgends mehr klar zu lesen.
das am ortseingang ist sogar ganz weg.
weil der bösewicht das auf ne folie einer werbung gesprüht hatte.
und die konnte man ganz leicht abziehen ... musste wir also gar nicht mal sprayen.

fotos haben wir nicht wegen der "heldentat" gemacht, übrigens.
sondern um trotzdem noch an die junta zu schreiben, und das ganze dokumentieren zu können.


verschönerungen....

21.6.2008
nicht, dass ich persönlich....

aber das haus hatte es nötig.
voll des guten (maler)willens schritt chica zur tat:
bei aki farben kaufen (nach langwieriger abstimmung bezüglich des farbtons mit hausherr luís).
pinsel, rolle und sonstiges zubehör erwerben.
am freitag vor einer woche: chica fängt an, die garten- , naja eigentlich: terrassenmauer zu pinseln bzw. zu rollen.
nach ner stunde: arme nicht mehr vorhanden, rücken-aua.
hilfe-telefonat bei jens: "sach ma, meinste die brasilianer von oscar hätten zeit?"
jens meint: ja, im prinzip schon, aber sicher nicht auf gleich und sofort. und: "was ists dir denn wert?"
chica nennt einen preis (orientiert an dem, was sie vor 2 jahren für die innenausmalerei ihres azoia'schen hexenhäuschens bezahlt hat.
jens daraufhin: "wenn du noch was leckeres zu mittag kochst...."

chica kocht ein schickes mittagessen.
einen abend später sah die terrassenmauer dann so aus:
danach erhob sich natürlich die frage: kann chica es ertragen, dass hinter der neu gemalten terrassenmauer in einem schäbigweiß gestrichenen haus....?
natürlich nicht.
also schritt jens zur tat (nachdem er kundgetan hatte, was er in seinem leben schon alles gemalert.... innen und außen!)
der maler aufm dach:
der maler im eingangsbereich:
der maler mit jenny bei feinarbeiten an der treppe:
so siehts jetzt aus:
terrassenmauer farbe "areia escuro" - und hausmauern cremeweiß. fensterrahmen und fenstervorsprünge sowie treppen ebenfalls areia escuro.
trés chic das alles.

nun hat chica ja bekanntlich auch gärtner, die jeden freitag (ja, morvane, nur einmal pro woche!) wirken. diese entfernten einen total verholzten riesen-graspuschel (keine ahnung, wie das zeugs botanisch heißt).
danach jedenfalls: viiiiiel neuer platz im garten.
da erhob sich nun die frage: was könnte man da?
beratungen im kleinen kreis von chica herself und jens ergaben: man könnte da ne terrasse aus holzpaneelen. und siehe da:
und so sah es heut spätnachmittags fertig (aber noch undekoriert) aus:
noch nicht ganz fertig... aber das wird schon!
mit anderen worten:
jens ist nicht "nur" als umzugsmann, sondern auch bestens als maler und gartenholzterrassenbauer zu buchen.
uneingeschränkt 100 punkte.
und ein gaaaaaanz großes obrigada.

mittlerweile sieht es so aus:

wieder mal ein abenteuer: ostern nach dem schweineschlachten im alentejo

24.4.2008
chica war wieder mal aufm berg. ostern in ruhe verbringen, bevor der allgemeine besucheransturm in azoia aufschlägt.
karin kündigte schon im vorfeld an: wir sind am samstag mittag bei dona augusta eingeladen (was ihre nachbarin ist). die schweine werden vorher geschlachtet - aber es könnte und sollte auch sein, dass man da seine hilfe anbietet.
HWS bekam daraufhin ein furchtbares leiden (das uns allerdings im laufe der nächsten tage ALLE erwischte: irgendein magen-darm-virus legte nacheinander nicht nur ihn und chica, sondern auch karin und chicas freunde und im prinzip das ganze tal flach).
das ganze begann erst mal sportiv: karin und chica beobachteten bei strömendem regen ein querfeldeinradrennen: tour do alentejo? tour do gavião? keiner weiß es - aber die durchaus ansehnlichen herren waren mit feuereifer dabei:
danach ging es zur dona augusta und ihrer familie - erst mal stärken! immerhin hatten die männer schon schwer gearbeitet und das schwein umgebrungen. die herren erwarteten sehnsüchtig unsere ankunft (aber karin musste erst hund preta wieder ins auto locken, denn die hatte irgendwie mitbekommen, dass tote schweine unter umständen zu einer sonderration futter führen können):
am liebevoll gedeckten tisch
versammelten sich dann alle teilnehmer. am wichtigsten natürlich das gastgeber-ehepaar dona augusta und ihr ehemann antónio:

die schlachthelfer - beim wohlverdienten essen
eifrige helfer waren natürlich augustas söhne - norberto links und serge, der mann von rosa:

nachbarin vitória:
die schwiegertochter von augusta und antónio, dona rosa:
sowie zwei weitere nachbarn und - chica:
wir genossen nach schwerer arbeit (ok: karin und chica mussten erst nachher ran!) ein leckeres essen: unter anderem huhn mit reis, frisch gebackenes brot - und die absolut spitzenmäßig schmeckende schweineleber, die mit rotwein und zwiebeln und knofi angebraten und dann gedünstet worden war. hmmmmm.

das schwein...
.... waren eigentlich zwei, nämlich von dieser muttersau (die sich aber nicht sehr trauernd zeigte):
zerlegt war schon alles größtenteils:

und so ging's zu
rosa war mit vitoria fürs waschen der därme zuständig:
die mussten unendlich oft ausgespült werden - mit wasser, mit zitrone und essig. schließlich werden da nachher chouriços draus gemacht.
karin und chica schnitten unermüdlich das schweinefett in kleine würfel - denn auch die braucht man zum wurstmachen. augusta brachte leider stundenlang nachschub aus der schweine-zerlege-kammer.
die fertigen chouriços kommen dann in den küchenkamin zum räuchern.
hausherr antónio ist fürs feuer zuständig:
und so lecker sehen sie dann ein paar tage später aus, wenn die helferlein als dankeschön ein paar geschenkt bekommen:

ergänzende und wichtige zusatzinformationen
das schlachtwerkzeug:
das noch zu schneidende schweinefett (seid ihr schon mal auf diesen ministühlen gesessen, mit nem brett auf dem schoß, schlecht schneidenden messern - und das kilo für kilo ca. 3 stunden lang? auuuuuuua - mein rücken!)
UNERLÄSSLICH zwischendurch: dona augustas medronho aus HWS beständen, aber - mit honig versetzt und kirschen drin. hmmmmm - da könnt man durchaus nochmal zum schweinefettschneiden kommen....
nochmals die schlachtchefin, die nicht nur lecker würste machen kann, sondern auch ein absolut hervorragendes brot bäckt, zu dem die würste (aber auch andere gute sachen) bestens munden.

noch ein paar impressionen vom alentejo, "portugal von innen"