Sonntag, 1. Mai 2011

Der neue Reisepass: Besuch in der Botschaft

Am nächsten Tag - 6. April! - fahren wir also zur Botschaft.
Parken direkt in der Tiefgarage davor, was zwar saupraktisch, aber auch sehr luxuriös ist, wie wir später beim Bezahlen feststellen
dürfen.
Aber egal.

Während Bubu sich nach unserem lecker Mittagessen im Gööööööthe mit Eli trifft, wandere ich
pünktlich um 14:30 ins Botschaftsgebäude.
Alles wie üblich:

Anmeldung. Taschencheck. Piepsdingens.

Nachdem ich für "sauber" befunden wurde, darf ich auch nach hinten ins "Passbüro".
Keiner da außer mir (VIP-Faktor
).
Ich verplaudere mich fast ein halbes Stündchen mit der sehr sehr freundlichen Dame da.
Fotos sind kein Problem - allerdings fragt die Dame schon eindringlich nach:

"Wo haben Sie die denn machen lassen? Die sind ja echt schön!"
"In Estoril bei Foto Tó."
"Oh Gott - wer hat fotografiert: der alte oder der junge?"
"Der junge - warum?"
"Na, dann passt alles von den Abmessungen her. Wenn's Fotos vom alten Tó sind, stimmt oft was nicht!"
Puh - fällt mir Stein vom Herzen.

Beim Fingerabdruck-Nehmen (nein: nicht mit Tinte bzw. Stempelkissen!, sondern so laser-abtastmäßig) stellt die Dame fest:

"Sie haben einen abgenutzten Zeigefinger an der rechten Hand. Sind Sie Schriftstellerin oder so?"

Ich gestehe.
Wobei die Dame deshalb nicht auf den Beruf "Sekretärin oder so" kam, weil ich ja auch meinen Künstlernamen im Pass eingetragen habe.


Wann der Pass fertig ist?
Tja, das kann die Dame nicht genau sagen. Weil ja alles über Berlin geht.
Sie schickt mir aber eine Mail, wenn es soweit ist, und ich muss - "leider, leider!" - persönlich vorbeikommen zum Abholen, weil der alte Pass ja noch gültig ist und deshalb dann entwertet werden muss.
Macht aber nichts - jetzt, wo mein Navi den Weg kennt und ich persönlich auch und außerdem die Parkgarage vor der Haustüre ist...

Tja, was soll ich sagen?!
Am 28.4. war die Benachrichtigungsmail für die Passabholung da.

Find ich ganz schön schnell.
AM 29. konnt ich natürlich nicht nach Lissabon: Royale Hochzeiten haben mich gehindert.

Aber in den nächsten Tagen...

Der neue Reisepass: Fototermin mit Überraschung

Chica schaut mal wieder, eigentlich "einfach nur so", in ihren Pass.
Und siehe da: Er ist nur noch bis Anfang Juli 2011 gültig. Was also tun?

Erstmal - das ist immer am besten! - ein Blick auf die Seite der deutschen Botschaft Lissabon.
Was braucht man alles, um sich den Pass hier in Portugal ausstellen zu lassen? Denn mal eben nach Deutschland zu fliegen, und sich da beim Passamt entsprechend die Dokumente machen zu lassen - das kommt einfach nicht infrage.
Auch ein Besuch bei der lieben Familie steht in diesem Jahr nicht an.

Okay: Abmeldebestätigung des (deutschen) Heimatortes. Cartão de Residência. Zwei biometrische (!) Passfotos. Alter Pass. Geburtsurkunde.
Das sollte zu schaffen sein.

Vorsichtshalber schreib ich mal per Mail an die Botschaft, Abteilung Konsularangelegenheiten, ob man mir wohl den einzigen Fotografien, den es angeblich in ganz Lissabon gibt, und der diese Fotos macht, nennen könnte.
Bingo! Schon nach wenigen Minuten war die Antwort da. Und auch die Bitte, doch vor meinem Besuch mal in der Botschaft anzurufen, und wenn möglich sogar einen Termin zu vereinbaren.

Achtung, wichtiger Hinweis für Residenten:
Man kann, jeweils mittwochs Nachmittag, Termine vereinbaren.
Damit wird man nicht nur automatisch zum VIP, sondern entgeht vor allem dem vormittäglichen Stau, wenn nämlich all jene um einen vorübergehenden Ausweis nachsuchen, denen selbiger im Gewühl auf dem Rossio geklaut wurde oder denen man den Pass schlicht und ergreifend geklaut hat.

Ich nutze die Chance, dass die liebe Bubu mich ein paar Wochen besuchen kommt.
Denn ich bin mir sicher:
Einen paar Stunden in der Stadt, mit ein bisschen bummeln, das wird ihr sicher gefallen. Und weil die liebe Bubu ein gutes Fotografen-Auge hat, wird sie auch gleich zum Fotoladen mitgeschleppt.

Der freundliche Mail aus der Konsulatsabteilung entnehme ich übrigens, dass es nicht nur einen einzigen, sondern wohl mindestens vier Fotografen in Portugal gibt, die in der Lage sind, biometrische Passfotos anzufertigen.
Einer davon sitzt - was für ein Glück! -, in Estoril. Und weil man ja Navigationsgerät hat und auch in der Lage ist, Google Maps zu lesen, finden wir da auch auf Anhieb hin.

Achtung - wichtiger Hinweis für Residenten:
Den Fotograf Tó (Rua dos Cedros 169c, Tel. 21 468 36 38) kann ich wirklich nur empfehlen! Freundlich, kompetent, sehr bemüht - und man zahlt nur sechs Euro für vier Bilder.

Ein sehr alter Herr, Tó 1 sozusagen, und sein Sohn, Tó 2.
Im Laden steht auch noch eine alte Dame, telefonierend an der Kasse, das ist wohl die Gattin von Tó 1. Papa fein mit Hemd und Krawatte, Sohn eher leger.

Wir werden nach hinten ins "Studio" gebeten. Fotografieren wird der Sohn, Papa schaut nur zu und gibt gute Ratschläge. Aber alles ganz liebenswürdig, ganz freundlich. Bubu zuppelt noch ein bisschen an mir herum. Auf dass ich "schön" sei auf den Fotos und später im Pass.
Tó 2 lugt durch seine Kamera und stellt fest: Noch passt nicht alles. Er fragt, ob er auch ein bisschen zuppeln darf. Das T-Shirt würde an der Schulter ein Fältchen schlagen…

Oh mei: Wenn ich da an meinen letzten Besuch beim Passfotografen in Deutschland denke… Dem war das schietegal.
Es werden mehrere Aufnahmen geschossen.
Und Chica und Bubu suchen die schönste aus.
Natürlich geht das alles nicht ohne viel Gelächter ab.

Sohn Fotograf verschwindet nach draußen, um die Fotos zu drucken.
Vater Fotograf leistet uns derweil Gesellschaft. Er zählt uns aus seinem Leben, und so erfahren wir, dass er schon über 50 Jahre fotografiert. Dass er einmal in seinem Leben in der Spielbank war und da erst gewonnen, und dann verloren hat. Wie er sagt: „Der Gewinn gehörte ja eigentlich nicht mir, also konnte ich ihn auch wieder verzocken.“

Sohn Fotograf kommt wieder, zeigt uns die Fotos und fragt, ob er von uns freundlichen senhoras ist ein Freundschaftsfoto machen dürfe, er finde das einfach nett. Bubu und ich tausche uns kurz per Blick aus und sagen ja. Sooo teuer kann das ja nicht sein und es ist eine hübsche Erinnerung.
Wir dürfen sogar den langweiligen weißen Hintergrund gegen einen blauen tauschen - so blau wie der Himmel in Portugal.
Nach vielen Gekicher ist die Aufnahme endlich "im Kasten".
Und nun kommt's!
Als ich bezahlen will, stellte sich heraus: Die Passfotos kosten sechs Euro.
Das Freundschaftsfoto aber ist ein Geschenk. Zwei Abzüge.
Weil wir so nett und sympathisch sind.
Finden wir beide natürlich ganz toll!
Und klar, dass wir dem Wunsch von Vater und Sohn nachkommen und ihn und seine Arbeit jedem weiter empfehlen.
Ist hiermit passiert!