Mittwoch, 1. Oktober 2008

frühaufsteher sehen mehr...

7.8.2004
heute um 5.00: der weckton des handys quält sich in meine ohren. erst spät ins bett - und nun aufstehen? wat soll denn das?! achja - heute ist ja rausfahren mit dem fischerboot angesagt.
wir treffen uns um 5.45 am markt in cascais. der "hauptfischer" (künftig hier fischerking genannt) namens senhor antonio und sein hauptgehilfe luis treffen sich hier mit uns auf eine bica bevor wir aufs meer starten.

auf dem markt werden gemüse und früchte aufgebaut, die metzger legen das fleisch in die auslagen, blumenstände überbieten sich mit duftender blütenpracht. ein menschengewusel und geschrei - und diese gerüche... toll. sollte man viel öfter mal herkommen...

fischerking und luis fahren mit uns ans docapesca, wo wir zum erstenmal seit wir hier wohnen 1) einen parkplatz finden und 2) auch parken dürfen, weil wir nämlich hier 3) offiziell was zu tun haben. dieses erklären fischerking und luis sowie tomane einem bereits anwesenden parkaufseher.

es ist schon richtig viel los: straßenreiniger zu fuß und mit wagen sind unterwegs und machen an der promenade alles von der festa-do-mar-woche sauber, damit heute abend weiter gefeiert werden kann. ein riesenschäferhund kommt fröhlich bellend auf uns zu: er bewacht zusammen mit seinen beiden herrchen die bühne und vor allem das equipment des festa-do-mar. fischerking und luis gehen sich mit einem weiteren gehilfen umziehen. es ist noch stockdunkel, nur ein schmaler rosa streifen zeigt sich am horizont.

An der mole warten noch etliche piratenmäßig aussehende gestalten auf ihre jeweiligen fischerkings. senhor antonio tuckert mit einem boot heran: kein miniding, sondern schon was "richtiges" – mit satellitensystem, radar und allem, was ein fischerking so braucht. über eine ausgesprochen glitschige treppe ("pass bloß auf die kamera auf!") klettern wir ins boot – und dann zischen wir richtung boca do inferno ab.
Langsam wird’s heller und man kann die fischer sehen, die direkt am boca vom felsen aus angeln. von dieser seite sieht das boca do inferno relativ harmlos aus...

insgesamt sieben mal halten wir an: zuerst machen sich die vier männer (tomane darf auch – ist aber erfolglos) ans tintenfisch-angeln: mit einer viele meter langen nylonschnur und einem köder (alle angler mögen mir die nicht fachgerechten ausdrücke verzeihen ) ziehen sie immerhin acht stück an bord. Geringe ausbeute – aber von der nachtfahrt steht noch ein rieseneinmer voll da.
dann geht’s an einholen der octopusse: fünfmal und an verschiedenen standorten holen luis und sein kollege je 45-50 behälter aus dem wasser ("alcatruz"), in denen sich über nacht die octopusse einnisten. insgesamt 30 kilo holen die beiden aus dem meer. Meist mittelgroße, aber auch zwei riesendinger, die mich lebhaft an horrorgeschichten und seemannsgarn erinnern... die octopusse werden auf der rückfahrt zum hafen gleich getötet – diese schlachterei war das einzig unangenehme... muss man aber machen, weil diese tiere auch ohne wasser noch ziemlich lange leben und das eine quälerei ist, erklären senhor antonio und luis.

zweimal holen sie netze ein und erwischen dabei vor allem seezungen, ein paar sardinen und – einen rochen. und damit – sagt senhor antonio – hat sich die ausfahrt gelohnt. der bringt richtig geld, und deshalb beschließt man auch, nicht am docapesca anzulegen, sondern lieber auf der anderen seite des hafens und die fische den restaurants direkt anzubieten. Ihr könnt euch sicher vorstellen, warum...
kurz vor dem anlegen nimmt fischerking noch den rochen aus – damit der koch in im restaurant weniger arbeit hat. seine gäste können sich freuen – so eine delikatesse kriegt man nicht jeden tag.
wir sind insgesamt so 4 stunden auf dem meer – und danach haben die jungs feierabend und treffen sich danach erst mal in der kneipe: in der bodeguita sitzen sie dann zusammen – gerne auch bis nachmittags
ich muss sagen: es ist ein knochenjob. nicht (mehr) für den alten senhor antonio – der ist über 70 steht "nur" noch am steuer. aber luis und sein kollege müssen richtig schuften – und das eben nicht nur bei sonnenschein und ruhiger see wie heute morgen, sondern tagaus tagein auch bei wind und wetter.
andererseits: heute war ein schlechter tag – wie oft im sommer, denn "auch die fische machen jetzt ferien!" grinst senhor antonio. an guten tagen holen sie fisch für 4000 euro aus dem meer – heute waren’s nur etwa 10 prozent davon.
wir sind übrigens beide klitschnass geworden und haben so richtig nach fisch gestunken – denn fischen ist beileibe keine "saubere" arbeit.... aber es war ein erlebnis für uns beide. Und ich hoffe für euch auch, wenn ihr’s hier nachlesen könnt.
hier seht ihr die gefäße ("alcatruz") in denen sich die oktopusse verkriechen und in denen sie dann nach oben gezogen werden.

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